Hat dieser Mensch womöglich seinen Künstlernamen in memoriam Raoul Hausmanns optophonetischer Poesie kreiert? Ich traue es ihm nicht zu. Zwar ist Harald Glööckler (bürgerlich Harald Glöckler), Ihro Majestäät Prinzessin Harald, selbsternannter Frauenversteher und Modeschöpfer, ein triviales Gesamtkunstwerk, aber für Dadaismus dann doch zu schwülstig, aufgeblasen und egozentrisch. So ist denn auch die Präsentation des von ihm entworfenen “Petit Palais” ein Teil seiner Selbstinszenierung und eher der neobarocken Plüschigkeit des Wilhelminismus zuzuschreiben. Himself gibt sich passenderweise die Ehre im kuppelig überdachten Atrium des Hotel de Rome in Berlin. Ließe man es undekoriert, hätte es Stil. Aber Glööckler hat angekarrt und aufgetischt. Das Mobiliar aus der Glööcklerschen Plüsch- und Tand-Kollektion entbehrt nicht einer gewissen Gemütlichkeit, die eingearbeiteten Pailletten und Edelsteinchen kratzen allerdings etwas auf der nackten Haut beim Räkeln.
Auftritt des Modeschöpfers. Professionell lächelt oder kussmundet er in die Kameras. Sein Mund kennt nur zwei Stellungen. Keiner posiert so süßlich wie er. Er macht das Beste aus seinem Typ, ist exzentrisch gestylt und lenkt mit schwergewichtigen Klunkern an Fingern, deren Ende lange lackierte Nägel zieren, nicht immer erfolgreich von seiner gepimpten Physiognomie ab. Ein Springbrunnen von Wörtern sprudelt aus seinem glossigen Lippenpaar und findet geradewegs den Weg in die Herzen der “Prinzessinnen von heute”.
Schließlich sei “jede Frau etwas besonderes und fast jeder Mann auch”, dem pflichten wir an dieser Stelle gerne bei, Herr G.
Die Vertriebskanäle für seine Mode sind ein Versandhandel, ein Lebensmitteldiscounter und ein Teleshoppingsender. Und auf VOX lässt er die, die sowas tolltolltoll finden, seifenopernd an seinem Leben teilhaben. Glööcklers überwiegend kunstfaserige Mode ist bezahlbar und tragbar, wenn man mutig ist und auf Surrogate und Suggestion steht. Sie kaschiert die Problöömzonen der Frau von heute perfekt und gibt Einblicke in das was geht, aber keinesfalls muss.
Nun also ein Fertighaus. Dessen Fassade, im genannten Atrium bis dato hinter feinstem Tuch vor Blicken verborgen, wird feierlich vor mehr oder wenigen mehr oder weniger interessierten Journalisten und Fotografen enthüllt.
Pompöös, glamouröös und nützlich soll es sein. Es hat eine große Haustür und “wenn man da durchschreitet, kommt man sich vor, als wenn man was besonderes wär”, so Glööckler. Die Balkongeländer zieren die gleichen Krönchen wie sein Logo und ein ebensolches thront auch über der Eingangstür. Das Haus hat Rundungen, weibliche Rundungen, “die heutzutage im Hausbau leider gaaar nicht mehr vorkommen”, viel Platz für die Dame des Hauses, einen serienmäßigen Kronleuchter im Eingangsbereich und kann mit reichlich Zubehör versehen werden, unter anderem mit einer kompletten Möbelierung. Was das kostet? Geld, viel Geld. Ab 400.000,-€ aufwärts. Wer so etwas kauft? Der Herr seiner Dame wohl kaum. Es sei denn, sie wartet bis zu seinem Ableben.